Arbeitswelt: Dem Wandel neugierig auf der Spur. Die junge, neue Sozialforschungsstelle Dortmund von 1972 bis Ende der 80er Jahre

Seit 1946 bis 1969 gab es die alte Sozialforschungsstelle in Dortmund. 1972 wurde die neue Sozialforschungsstelle Dortmund als Landesinstitut wiedergegründet. Wilfried Kruse, bis 2012 vierzig Jahre lang an dort beschäftigt und von 1985 bis 1988 Direktor, gehörte 1972 als junger Mann zum Startteam der neuen Sozialforschungsstelle. Der vorliegende Text ist sein Rückblick auf die ersten 14 Jahre, eine Erinnerung an Themen und Kontroversen und an die handelnden Personen aus einer Zeit, die von tiefen Umbrüchen der Arbeitswelt geprägt war – und von dem neugierigen und kreativen Potenzial, das damals am Rheinlanddamm 199, dem Sitz des Instituts bis Ende der 90er Jahre, versammelt war.

Wilfried Kruse
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2021.

Ein weiteres Jahr der Corona-Krise, ein weiteres Jahr ungebrochener Aktivität, vor allem aber im digitalen Modus, der überall erlernt werden musste und sich mittlerweile gut eingespielt hat, auch, wenn die persönlichen Begegnungen vermisst werden.
Bei der Arbeitsgemeinschaft Weinheimer Initiative (www.kommunale-koordinierung.de) wird die erfolgreiche Videokonferenz-Serie „Corona-Krise und Berufsausbildung“ fortgesetzt, die sich thematisch immer stärker zu „Corona-Krise und lokale Bildung“ weitet. Ende des Jahres 2021 sind wir bei 15 Videokonferenzen angekommen. Welche Perspektiven sich aus den Erfahrungen der Corona-Krise für die lokale Bildung ergeben, war zentrales Thema einer großen Online-Konferenz, die Stadt und Kreis Karlsruhe gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Anfang des Jahres durchführten. Eine weitere kleinere Arbeitstagung befasste sich – ebenfalls online – mit der Aktualität der Fragen des Übergangs Schule-Arbeitswelt in Praxis und Forschung.

Fachpolitisch ging es in diesem Jahr – mit Positionierungen und auch im Kontext des Bildungsausschusses des Deutschen Städtetags – um die Rolle der Kommunen im Bildungssystem; durch die Erfahrungen der Corona-Krise noch einmal besonders akzentuiert. Dies war Thema auf der Sommerklausur im August in Weinheim, die in Teilpräsenz durchgeführt werden konnte, und wird auch Schwerpunkt beim nächsten Jahresforum sein, das auf März 2022 verschoben werden musste. – Hoyerswerda in Ostsachsen wirkt seit Beginn an in der Arbeitsgemeinschaft mit; als Sprecher des Bildungsbeirats der Stadt und als Berater bin ich dort seit vielen Jahren aktiv. Vor dem Hintergrund des Auslaufens der Bergbauförderung steht dort 2021 vor allem die Frage nach der Rolle der Bildung im Strukturwandel an; eine Arbeitstagung der Bürgermeister mit wichtigen lokalen Akteurinnen und Mitgliedern des Bildungsbeirats im Spätsommer brachte einen wichtigen Impuls.

Bei Berlin braucht Dich, dem langjährigen Berliner Leitprojekt zur Öffnung von Ausbildung für Jugendliche aus Familien mit Einwanderungsgeschichte, geht 2021 eine „Ära“ zu Ende: Mitinitiator und Projektleiter Klaus Kohlmeyer scheidet aus dem BQN aus; sein Engagement wird zusammen mit vielen Weggefährtinnen Ende Oktober gewürdigt. Meine über 10 Jahre lange Beratung geht auch zu Ende. Gemeinsam mit Andreas Germershausen, der in verantwortlichen Positionen beim Integrationsbeauftragten des Senats und zuletzt selbst als Integrationsbeauftragter Förderer des Projekts war, lege ich eine Bilanz dieses teilhabepolitischen Strategieansatzes vor, die 2021 als Buch erscheint („Ausbildung statt Ausgrenzung“).

Samo.fa (= Stärkung von Aktiven aus Migrantenorganisationen in der Flüchtlingsarbeit) wird ein weiteres Jahr fortgesetzt, an dem ich nach wie vor im Leitungsteam beteiligt bin. (www.samofa.de) Die Arbeit vor Ort wird in diesem Jahr stark durch die Corona-Krise geprägt; damit geraten auch Fragen der Ungleichheit beim Zugang und der Versorgung im Gesundheitswesen und viele Aspekte sozialer Folgen der Corona-Krise verstärkt in den Blick. Auch beim Bundesverband NeMO (=Netzwerke von Migrantenorganisationen), den ich auch berate, macht die Corona-Krise einen Schwerpunkt aus, zu der er sich schon früh warnend positioniert; ein Online-Aktionstag im Frühjahr (Die Corona-Krise macht ungleicher) verdeutlicht, welche sozialen Risiken für wen zu erwarten sind. Auch die Dialogkonferenz 2021 musste online durchgeführt werden: sie bilanzierte die Flüchtlingssituation vor Ort. Der Weltflüchtlingstag im Juni war Anlass für einen weiteren Aktionstag, der aus Potsdam „gesendet“ wurde, und in dem es vor allem auch um das zweite große Thema von BV NeMO im Jahr 2021, nämlich Rassismus ging.

Am Weltflüchtlingstag, gesendet aus Potsdam
Das Antirassismus-Projekt „wir sind viele“ war in 2021 mit verschiedenen lokalen Aktionen und bundesweiten Konferenzen präsent. Einer meiner Beratungsschwerpunkte ergab sich dann aus der Bundestagswahl; nämlich der Entwicklung einer Positionierung zum Umgang der neuen Bundesregierung mit Fragen der Einwanderungsgesellschaft („!0 Punkte für die ersten 100 Tage“). Nach dem Beschluss auf der Mitgliederversammlung im Oktober 2021 folgten verschiedene Aktivitäten, diese Positionierung bekannt zu machen. Bei der Mitgliederversammlung kandidierte Ümit Koşan nicht erneut für den Vorstand. Meine Beratungstätigkeit wird auch mit dem neuen Vorstand fortgesetzt. (www.bv-nemo.de). – Bei Beratungsaktivitäten im Zusammenhang mit Migrant*innen-Organisationen sind noch zu nennen die Mitarbeit beim vmdo in Dortmund und die Begleitung verschiedener Aktivitäten bei afropa/Weltclub in Dresden.

Auch die RomnoPowerClubs – ein Projekt der Hildegard-Lagrenne-Stiftung, gefördert von der Dohle-Stiftung, das ich ebenfalls begleite – haben 2021 unter der Corona-Krise gelitten. Höhepunkt war deswegen ein Treffen aller Clubs vom 1. bis 3. August 2021 in Berlin, anlässlich der jährlichen Gedenkveranstaltung für die von den Nazis ermordeten Sinti und Roma am Denkmal im Tiergarten.

Die Gruppe besucht das Denkmal
Ein Tag war mit dem Besuch beim Denkmal und der Erinnerungsstätte in Berlin-Marzahn dem Thema „Rassismus und Verfolgung“ vorbehalten; am zweiten Tag ging es um die Clubs und ihre Aktivitäten, um die Erkundung Berlins und um Musik. Diesem Treffen, das auch dem Ziel diente, Gemeinsamkeit trotz Corona zu erfahren, vorausgegangen war ein am 9. April unter dem Motto „Roma Day goes on“ ein großes Online-Treffen, vorbereitet und gesendet aus Erfurt.